FREI HERAUS

 

FREI HERAUS
Neue Arbeiten von Lena Braun und Olivia Pils
18.8.- 11.9.2016

 

Vernissage mit Kunstaktion: Donnerstag, 18.8.2016, 19h

 

Lena Braun zeigt in der historischen Rixdorfer Schmiede ihre aktuellen künstlerischen Arbeiten, Frauenporträts, die sich mit der Rolle der Frau in Kunst und Geschichte auseinandersetzen.

 

Olivia Pils zeigt Siebdrucke, Frauengestalten, die mit der Gesellschaft aneckten oder Utopisches symbolisieren und auch ganz neue abstrakte Arbeiten.

 

Die Künstlerinnen eröffnen die Ausstellung mit einer Kunstaktion, in der sie ein Denkmal enthüllen mit der sie an eine berühmte Rixdorferin erinnert:  Die Schauspielerin und Kämpferin Inge Meysel, die im Mai 1919 unweit der Schmiede geboren wurde.

 

Es spricht die Gleichstellungsbeauftragte Frau Sylvia Edler.

 

Mehr über die Künstlerinnen: 
www.lenabraunberlin.com
www.fake-mistress.de
 

 

Die historische Schmiede am Richardplatz im alten Zentrum des Berliner Ortsteils Neukölln wird erstmals 1624 erwähnt. Im Jahr 1797 wurde die Schmiede von einer Lauf- in eine Wohnschmiede umgewandelt; das heißt, dass von diesem Zeitpunkt an ein Schmied am Ort ansässig war. 1797 erwarb die Gemeinde Rixdorf die Schmiede und verkaufte sie an einen Schmiede-meister weiter. Über 150 Jahre blieb sie dann im Besitz derselben Familie.

 

Die Schmiede wird heute noch traditionsgemäß als Kunst- und Messerschmiede genutzt. Das Wohnhaus beherbergt den Frauentreffpunkt Schmiede.  Die Frauen-Schmiede in Berlin-Rixdorf würdigt auf Initiative von Lena Braun & Olivia Pils eine berühmte Neuköllnerin. 

 

http://frauen-in-neukoelln.de/

 

Mehr zu Inge Meysel:
Inge Meysel (* 30. Mai 1910 in Rixdorf, heute Berlin-Neukölln; † 10. Juli 2004 in Seevetal-Bullenhausen) war nicht als nur Schauspielerin die „Mutter der Nation“, sie war auch eine rebellische, politisch engagierte Frau.

 

Als sie am 30. Mai 1910, “früh so um acht Uhr herum”, geboren wurde, hieß Neukölln noch Rixdorf, der nördliche Teil der Karl-Marx-Straße noch Berliner Straße und sie  Ingeborg Charlotte Hansen. Unter der Register-Nummer 699 dokumentierte der Standesbeamte des Königlichen Standesamts II Rixdorf, dass Margarete Hansen, die nicht nur keinen Beruf, sondern überdies keinen Ehemann hatte, Mutter einer Tochter geworden war.

Diese Tochter kennen wir alle, es ist die MUTTER DER NATION – INGE MEISEL. 

 

Inge Meysel verrät in ihrer Autobiographie “Frei heraus – Mein Leben”, dass die Hochzeit ihre Eltern später stattfand als geplant, weil die Papiere ihrer dänischen Mutter nicht rechtzeitig in Berlin ankamen. “Meine Eltern”, so die Tochter, “heirateten dann am 17. August 1910.” Ihr Vater, ein jüdischer Kaufmann, adoptiert sie und aus Ingeborg Charlotte Hansen wurde Inge Meysel.

 

Anlässlich ihres 10. Todestags enthüllen Berlins Kulturstaatssekretär Tim Renner und das Aktive Museum Faschismus und Widerstand 2014 in Berlin eine Gedenktafel an Inge Meysels langjährigem Wohnhaus in der Heylstraße 29 im Bezirk Schöneberg. Leider erinnert in Berliner Stadtteil Neukölln kaum etwas an die berühmte Rixdorferin, das möchten wir ändern, denn Inge Meisel fühlte sich durch und durch als Berlinerin, obwohl sie als Tochter einer Dänin und eines jüdischen Tabakwarengrossisten und damit als „Halbjüdin“ ab 1933 hier ihre Schauspielkarriere nicht weiter fortsetzen darf. 

 

Meysel ging in die noch Freie Stadt Danzig und arbeitete als Telefonistin und technische Zeichnerin. Inge Meysels Vater wurde enteignet und überlebte die Zeit bis 1945 in einem Kellerversteck. Zwölf Jahre, drei Monte und acht Tage lang wurde INGE MEYSEL von den deutschen Bühnen verbannt. Mit verschiedenen Tätigkeiten schlug sie sich nun durch: "…habe alles Mögliche verkauft, Kleider und Blusen, tausend Dinge." 1942 verbot ihr die Gestapo das Zusammenleben mit ihrem Lebenspartner, dem Schauspieler Helmut Rudolph. 

1945 kam die nun 35-Jährige zu Willy Maertens ans Thalia Theater in Hamburg. Die Rolle, die ihr 1959 den Beinamen „Mutter der Nation“ einbrachte, hieß: Fenster zum Flur ein Berliner Volksstück, in dessen Zentrum die Portierfrau Anni Wiesner stand und das 1961 auch als Ihr schönster Tag verfilmt wurde. 

Ab den 1960er Jahren wurde Inge Meysel vor allem in der Rolle der Käthe Scholz in der Fernsehserie Die Unverbesserlichen (1965 bis 1971) bekannt. Auch mit der Fernsehserie Gertrud Stranitzki (1965) wurde die Popularität der Schauspielerin Inge Meysel enorm gesteigert. In dieser Unterhaltungsserie aus der Feder von Curth Flatow spielte sie eine Schneidermeisterin, die sich nicht nur um ihren Ehemann, sondern auch um die Mitarbeiter und Kunden kümmert.

In "Die blauen und die grauen Tage" (1999) stemmt sie sich gegen Alters-Klischees und das übermächtige Mutter-Image. Ihr Albtraum, so formulierte sie, wäre es, als "Mutter der Nation" in Erinnerung zu bleiben. Immer wieder wehrte sie sich gegen diesen Titel. Welches Etikett sie gerne tragen würde? "Eine gute Bürgerin", antwortete sie da entschieden. Das TV-Urgestein Meysel gilt als eine der populärsten Fernseh-Schauspielerinnen und das nicht nur, weil sie vielleicht eine der letzten Konstanten im schnelllebigen Fernsehalltag gewesen ist. Meysel stand für Natürlichkeit und vor allem für Authentizität - eine große Klappe, ein großes Herz, ein ehrliches Gesicht. "Wen die Falten stören, der soll halt wegsehen", soll Inge Meysel einmal gesagt haben. 

Inge Meysel lehnte 1981 das Bundesverdienstkreuz ab mit der Begründung: Sein Leben anständig zu leben, sei schließlich eine Selbstverständlichkeit! Meysel sympathisierte aktiv mit der SPD und unterstützte Willy Brandt in seinem Wahlkampf. Gemeinsam mit Alice Schwarzer stellt sie sich 1978 im sogenannten Sexismus-Prozess gegen den "Stern". Sie kämpfte nicht nur für die Rechte der Frauen, sondern engagierte sich auch in der Schwulen- und Lesbenbewegung, machte selbst gleichgeschlechtliche Erfahrungen und sprach öffentlich darüber. Bewusste Tabu-Brüche, Provokation und Rebellion - auch das war Inge Meysel.

Näheres zu Inge Meysel gesellschaftspolitisches Engagement und Kampfgeist:
Ihren ersten öffentlichen Auftritt hatte Inge Meysel 1925 mit einer Rede gegen die Todesstrafe auf einer Kundgebung der Berliner Jungdemokraten. Auch an Protesten gegen den Paragraphen 218 beteiligte sie sich bereits in dieser Zeit. Ende der zwanziger Jahre wechselte sie zu den Jungsozialisten. „Die Jungdemokraten, Burmeister, Lilo Linke und andere, das war mein Freundeskreis! Aber politisch gehörte ich zu den Jungsozialisten.“ (INGE MEYSEL). Inge Meysel war eine „bekennende“ Naturistin.
1972 unterstützte sie den Wahlkampf von Willy Brandt und 1978 gehörte sie neben Alice Schwarzer und acht weiteren Frauen zu den Klägerinnen im sogenannten „Sexismus-Prozess“ gegen den Stern. 1981 lehnte sie das Bundesverdienstkreuz ab, weil es keinen Orden wert sei, dass jemand „sein Leben anständig gelebt hat“. Den Kampf gegen AIDS unterstützte sie durch mehrere Auftritte bei Benefizveranstaltungen. Das, wie auch ihre offene und direkte Art, machte sie bei Schwulen und Lesben beliebt.
Im Januar 1987 sprach sie in einem Interview in der Emma über ihre gleichgeschlechtliche Erfahrung: „Männer waren gestrichen, bis 21. Aber da hatte ich schon längst eine Liebesbeziehung zu einer Frau. Mit einer Kollegin. […] Ich glaube, dass viele Frauen […] merken, dass ihr Zärtlichkeitsbedürfnis durch eine Frau besser ausgefüllt wird.“ Dies war jedoch nicht die erste Wortmeldung zu dem Thema, denn schon 1975 sprach sie in einer Theater-Talk-Show nach dem Format des „Heißen Stuhls“ im Hamburger Malersaal über ihr gleichgeschlechtliches Erlebnis. In die Schlagzeilen und somit in eine breitere Öffentlichkeit kam es aber erst ab den 1990ern. 1991 trat sie als prominentes Mitglied in der Deutschen Gesellschaft für Humanes Sterben in Erscheinung. Politisch setzte sie sich jahrzehntelang für die SPD ein, später auch für die ehemalige Bundestagsabgeordnete Angela Marquardt (damaliges Mitglied der PDS, inzwischen SPD), die sie mit Geld für ein Studium unterstützte.


Inge Meysel starb am 10. Juli 2004 in ihrem Haus im niedersächsischen Bullenhausen. Ihre Urne wurde am 23. Juli 2004 in Hamburg auf dem Friedhof Ohlsdorf im Grab neben ihrem 1965 verstorbenen Ehemann John Olden beigesetzt. 

 

Im Jahr 1975 erhielt Inge Meysel vom Berliner Regierenden Bürgermeister Klaus Schütz als Anerkennung ihrer Leistungen eine wertvolle Porzellanschale aus der KPM. Einige Jahre später, 1991 überreichte man ihr die Ernst-Reuter-Plakette. 
Am langjährigen Wohnhaus der Schauspielerin in Berlin-Schöneberg, Heylstraße 29, ließ der Senat von Berlin am 10. Juli 2014 eine Berliner Gedenktafel anbringen. 

 

Filmografie (Auswahl)
•    1948: Liebe 47
•    1950: Taxi-Kitty
•    1950: Der Fall Rabanser
•    1951: Sensation in San Remo
•    1952: Tanzende Sterne
•    1952: Die Stimme des Anderen
•    1955: Des Teufels General
•    1956: Ein Mann muß nicht immer schön sein
•    1957: Dr. Crippen lebt
•    1958: Das Mädchen vom Moorhof
•    1958: Immer die Radfahrer
•    1958: Nasser Asphalt
•    1958: Bobby Dodd greift ein
•    1959: Rosen für den Staatsanwalt
•    1959: Liebe verboten – Heiraten erlaubt
•    1960: Das Fenster zum Flur
•    1961: Schau heimwärts, Engel
•    1961: Im 6. Stock
•    1961: Blond muß man sein auf Capri
•    1961: Ihr schönster Tag
•    1962: Der Biberpelz
•    1962: Der rote Hahn
•    1963: Stadtpark
•    1964: Ein Frauenarzt klagt an
•    1965: Die eigenen vier Wände
•    1965–1971: Die Unverbesserlichen
•    1964: Die fünfte Kolonne (Fernsehserie, eine Folge: Tivoli)
•    1965: Gertrud Stranitzki (Fernsehserien 13 Folgen)
•    1967: Wenn der junge Wein blüht
•    1969: Die Ratten
•    1969: Ida Rogalski
•    1969: Wehe dem, der erbt
•    1970: Keiner erbt für sich allein
•    1971: Kinderheim Sasener Chaussee (Fernsehserie, sechs Folgen)
•    1974: Orpheus in der Unterwelt
•    1974: Eine geschiedene Frau
•    1977: Endstation Paradies
•    1979: St. Pauli-Landungsbrücken (Fernsehserie)
•    1980: Bühne frei für Kolowitz
•    1981: Die kluge Witwe
•    1981: Der rote Strumpf
•    1982: Ein Kleid von Dior
•    1983: Wie war das damals?
•    1984: Die Dame und die Unterwelt
•    1984: Wassa Schelesnowa
•    1984: Das Geschenk
•    1984: Mrs. Harris – Freund mit Rolls Royce
•    1985: Grenzenloses Himmelblau
•    1985: Derrick (Fernsehserie, eine Folge)
•    1986: Vertrauen gegen Vertrauen
•    1987: Mrs. Harris fährt nach Moskau
•    1988: Neapel sehen und erben
•    1988: Spätes Glück nicht ausgeschlossen
•    1990: In inniger Feindschaft
•    1990: Die Richterin
•    1990: Kein pflegeleichter Fall
•    1991: Taxi nach Rathenow
•    1995: Polizeiruf 110: 1A Landeier
•    1995: Polizeiruf 110: Roter Kaviar
•    1996: Polizeiruf 110: Kurzer Traum
•    1997: Polizeiruf 110: Gänseblümchen
•    1997: Forsthaus Falkenau (Fernsehserie, eine Folge)
•    1997: Guppies zum Tee
•    1998: Das vergessene Leben
•    1999: Die blauen und die grauen Tage
•    1999: Großstadtrevier (Fernsehserie, eine Folge)
•    2000: Oh Tannenbaum
•    2000: Tatort: Blaues Blut
•    2001: Die Liebenden vom Alexanderplatz
•    2004: Polizeiruf 110: Mein letzter Wille

 


Auszeichnungen


•    Elfmal den Bravo Otto (sechsmal in Gold, viermal in Silber und einmal in Bronze) Publikumspreis der Jugendzeitschrift Bravo (1961–1972)
•    Sechsmal den Bambi, Medienpreis der Hubert Burda Medien (1968, 1970–1973, 1990)
•    Goldener Bildschirm (1966)
•    Goldene Kamera (1965 und für das Lebenswerk 1999)
•    Goldener Vorhang des Berliner Theaterclubs Die Hebamme (1975/76)
•    Silberner Bildschirm (1966 und 1967)
•    Bundesverdienstkreuz (1981, die Verleihung wurde von Meysel abgelehnt[1])
•    Silbernes Blatt der Dramatiker-Union (1985)
•    Boy-Gobert-Preis: Ehrenmaske mit Brillanten
•    Hamburger Medaille für Kunst und Wissenschaft (1990)
•    Ernst-Reuter-Plakette in Silber der Stadt Berlin (1991)
•    Ehrenpreis des Deutschen Fernsehpreises (2000)
•    Telestar-Sonderpreis für das Lebenswerk (1995)

 

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